Die Geschichte der CDU in Stuttgart ist eng verbunden mit der Gründung der Partei auf Bundesebene. Ein Leitgedanke aus dem Jahre 1945 musste sozusagen auf lokale Spezifika angepasst und übersetzt werden. Knapp 75 Jahre später kann man auf eine einzigartige Erfolgsgeschichte zurückblicken.
Am 26. Juni 1945 bildete sich eine christliche, demokratische und soziale Sammlungspartei unter dem Namen „Christlich Demokratische Union“ in Berlin. Zu dieser Zeit war die Ausrichtung und Zusammensetzung einer christlichen Volkspartei in der württembergischen Hauptstadt noch völlig offen. Speziell die Teilung Württembergs in zwei unterschiedliche Besatzungszonen angehörende Länder – Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern – war eine schwierige Konstellation. Als Gründungsväter der Partei sind in dieser Zeit die katholischen Gewerkschaftler Josef André, Johannes Groß und Joseph Ersing zu nennen. Letzterer war es dann auch, der nach der Gründung der CDU in Berlin nach Stuttgart reiste, um hier die Ideen aus der Bundeshauptstadt in eine neue Partei einzubringen. Es blieb die Frage, welche politischen Kräfte sich mit den Mitgliedern der alten Stuttgarter Zentrumspartei verbünden sollten.
Am 25. September 1945 stand die politische Konstellation fest, mit der eine christdemokratische Partei in Stuttgart die politische Bühne betreten sollte. An diesem Tag trafen sich im Stuttgarter Katholischen Gesellenhaus in der Heusteigstraße zwölf Vertreter der ehemaligen Zentrumspartei, des Christlich-Sozialen Volksdienstes und des agrarisch-konservativen Bauern- und Weingärtnerbundes. Im Dienstzimmer Josef Andrés gründeten sie die Christlich Soziale Volkspartei – es wurde also zunächst eine andere Firmierung wie die der Christlich Demokratischen Union in Berlin verwendet. Einerseits als Konzession an den Volksdienst, andererseits als Ausdruck des Selbstbewusstseins gegenüber der älteren Schwester in Berlin. Im Oktober genehmigte die amerikanische Militärregierung die Parteigründung. Am 27. Oktober 1945 wurde die Partei erstmals in der „Stuttgarter Zeitung“ vorgestellt. Am 10. November lud man zur ersten öffentlichen Kundgebung ins Furtbachhaus. Die erste Landestagung fand schließlich am 13. Januar 1946 statt. Dort benannte sich die Partei nun doch zur Christlichen Demokratischen Union um und schloss gleichzeitig die bestehenden Kreisgruppen zum Landesverband Nordwürttemberg zusammen.
Eine Volkspartei, die Grenzen zwischen Konfessionen und Klassen überwinden will, war damit geboren. Dennoch war das Mitglieder- und Stimmwachstum besonders aus dem bürgerlich-protestantischen Milieu zunächst begrenzt, da man vor allem mit der FDP einen Konkurrenten auf Augenhöhe hatte. Kompensiert wurde dieses Defizit in den 1950er und 60er Jahren durch den „Adenauereffekt“. Von nun an war der Erfolg der Stuttgarter CDU eng verzahnt mit den großen Leistungen der Bundespartei und ihren Spitzen.
Quelle: Professor Dr. Wolfram Pyta: Anfänge der CDU in Stuttgart
Chronologie der CDU-Kreisvorsitzenden seit der Gründung
1948 - 1950
Karl Funk
Oberpostrat, Stadtrat
und Fraktionsvorsitzender
1950 - 1951
Josef Distel
Postrat, MinDir im Bundespostministerium, 2. Vorsitzender der DPG
1957 - 1971
Dr. Rolf Nebinger
Landtagsabgeordneter, MDgt. im Innenministerium
1971 - 1979
Prof. Siegbert Alber
MdB und MdEP, später Generalanwalt der Europäischen Union
2008 - 2011
Michael Föll
Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat, Landtagsabgeordneter, Erster Bürgermeister in Stuttgart, Ministerialdirektor im Kultusministerium